Ich, Cadillac Limousine, Farbe schwarz, 29,48 PS, Fahrgestell Nummer 313336, erblickte im Jahr 1934 in Detroit, im Staat Michigan in Amerika, das Licht der Welt. Im gleichen Jahr wurde ich zusammen mit weiteren Artgenossen unserer Nobelmarke eingeschifft, mit Ziel Europa / Schweiz. Für teures Geld erwarb mich dann ein Stadtzürcher Arzt namens Dr. Hämmerli, dem ich jahrelang treu und zuverlässig diente. Zu jeder Tages– und Nachtzeit war ich mit meinem Herrn zu Patientenbesuchen unterwegs. Man schätzte meine Zuverlässigkeit besonders in Notfällen, und bestimmt habe ich mit geholfen, manches Menschenleben zu retten. Meinem ausgefüllten Dasein wurde jedoch durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 jähen unterbrochen.
Auch ich wurde unter der Nummer 219563, für den Dienst am Vaterlade einberufen. Wo ich für lange Zeit als Zugfahrzeug einer Infanteriekanone, bei einer Einheit der leichten Truppe meinen Dienst tat. Meine Militärzeit hinterliess verständlicherweise ihre Spuren, so dass mein Besitzer meiner überdrüssig wurde und vermutlich durch einen neuen, „zeitgemässen“ Wagen eintauschte.
Der Mohr hat seinen Pflicht getan…….
Mein neuer Eigentümer hiess nun Binelli und Ersam, Garage in Zürich. Während Monaten harrte ich hier der Dinge die kommen sollten. An ihrer Sitzung vom 03. Januar 1945 befasste sich die Feuerwehrkommission erstmals mit der Anschaffung eines Feuerwehrgerätewagens.
Verschiedene dafür in Frage kommende Fahrzeuge wurden zwecks dessen getestet, und ihre Vor- und Nachteile genau gegeneinander abgewogen. Man entschied sich, (es erfüllt mich noch heute mit Stolz und Genugtuung), dass ausgerechnet ich dazu auserwählt wurde, wiederum der Allgemeinheit dienen zu dürfen.
Für Franken 5500.- – wechselte ich im Laufe des Frühsommers 1945 nach Affoltern am Albis, wo sofort mit den nötigen Umbauten zum Feuerwehrfahrzeug begonnen wurde. Dank dem Einsatz und können beider beauftragten Handwerker, Wagner H. Näf und Garagist A. Neidhard gemäss Offerte für insgesamt 3’512.- – Franken in relativ kurzer Zeit bewerkstelligt werden konnte. Im Spät-Herbst konnte zur langersehnten Probefahrt gestartet werden. Nachdem auch die mitzuführenden Gerätschaften in meinem Inneren eingebaut waren, das Strassenverkehrsamt sowie die kantonale Gebäudeversicherung ihren Segen erteilt hatten, konnte zum absoluten Höhepunkt meiner Laufbahn geschritten werden.
Unter grosser Anteilnahme von Behörden und Bevölkerung erfolgte am Samstag den 22. Dezember 1945 die freie Besichtigung sowie meine Übernahme durch den neugeschaffenen Pikettzug. Noch heute sehe ich die strahlenden Gesichter jener initiativen Männer, die mit diesem Schritt den Grundstein zur heutigen Feuerwehr gelegt haben. Man rühmte, begutachtete und betatschte mich, und wahr rundum glücklich und zufrieden über die getätigten Anschaffung.
Einen weiteren Höhepunkt bildete wohl die Ansprache des Vertreters der Kantonaler Gebäudeversicherung, Herr Haas der mich ein Musterauto der modernen Feuerwehren in Kanton Zürich nannte.
Mein erstes Domizil an der alten Dorfstrasse war wohl einigermassen zentral gelegen, liess jedoch in Bezug auf Geräumigkeit einiges zu wünschen übrig. Langsam gewöhnte man sich an meine Fahreigenschaften und manch einer schwärmte sogar von meinem legendären Motor ( Sound ), der, so heisst es allgemein, wie Musik in den Ohren klingt.
Ernstfalleinsätze wechselten Übungsfahrten ab, rundum war man mit mir zufrieden. Einmal nur während meiner aktiven Zeit, konnte man meine Kräfte nicht mehr bändigen, arg zugerichtet, musste mein Äusseres geliftet werden. Doch hören Sie hierzu anlässlich dem 25 jährigen Jubiläum des Pikettzuges den Chronisten:
- Es ist schon viele Jahre her, da brauchte man die Feuerwehr.
- Im Wengibad dem Bäderhaus, brach Rauch, Qualm und Feuer aus.
- Das Pikett war noch tief beim Festen, tat Bier, Wein und Schnäpschen testen.
- Dann fuhr man los mit Cis Gis Horn, der Fahrer blau, tempo enorm
- Es kam dann wie man‘ s öfter liest beim S – Rank war es leicht gekiest.
- Der Cadillac verliess die Bahn, stiess kurz noch einen Baum.
- Und weiter ging die Fahr, die Wilde ich glauben alt Ober — Kadi ist im Bilde
Vorschriftsgemäss montierte man mir Ende der Fünfzigerjahre anstelle der mit „ F „ bezeichneten Dachlampen zwei moderne, blaue Rundumleuchten. Weil nun der zusätzliche Stromverbrauch an meinen Kräften zehrte, erfolgte auch der Umbau der elektrischen Anlage von sechs auf zwölf Volt. Ich konnte nun mit meinen modernen Kollegen, die inzwischen auf dem Markt erschienen, wieder einigermassen mithalten. Doch wie es im Leben nun einmal so geht, machten sich auch bei mir Abnützungserscheinungen bemerkbar. Meine schwindenden Kräfte zwangen mich, etwas kürzer zu treten.
Als beim Brand einer SBB Lokomotive im Jahre 1963 auf dem Bahnhofareal meine Dienste total versagten, und ich sogar vor vielen Schaulustigen angestossen werden musste, (ich schäme mich heute noch dafür) war wohl mein Schicksal als Ersteinsatzfahrzeug besiegelt.
Man suchte ein neues, „ zeitgemässes „ Fahrzeug und entschied sich für den Jeep, mit dem ich ab 1966 – inzwischen ins neue Lokal „ Lindenscheune „ übersiedelt – gemeinsam noch weitere drei Jahre im Einsatz stand.
Als Nummer zwei jedoch fühlte ich mich – wer kann es mir verargen – nie überaus glücklich. Doch als 1969 der Chevi eingeweiht wurde, war es mit mir endgültig Schluss, aus . ……. und vorbei …….
Auf Initiative meines damaligen Chef unterzog man mich 1985 / 86 mit viel Aufwand, Fronarbeit und Gönnergunst, einer Totalerneuerung, so dass ich nun unter den Fittichen des Verein zur Erhaltung alten Feuerwehrmaterials, der VEFA, getrost meinen Lebensabend geniessen kann.
Zum Schluss noch etwas in eigener Sache
Ich bin allen Verantwortlichen und Helfern dafür dankbar, dass man sich entschlossen hat, mich nicht auf einem Autofriedhof verkümmern zu lassen, sondern zu hegen und somit späteren Generationen zu Erhalten.
Nur zu gerne hätte ich den triumphalen Einzug ins neue Feuerwehrgebäude als aktives Einsatzfahrzeug miterlebt, es hat nicht sollen sein…………………
Stolz darauf, während all den Jahren unserer Bevölkerung gedient zu haben, kann ich Sie versichern, stets mein Bestes gegeben zu haben.
Habt Dank Kameraden, für alles was Ihr für mich getan habt.